Pressemitteilung
Nadja Neumann

Totes Holz für mehr Leben im See

Baggerseen gehören zu den häufigsten Gewässertypen in Deutschland. Viele dieser Seen bieten bislang wenig Lebensraum für Tiere. Das soll sich ändern: Im Projekt BAGGERSEE des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), des Anglerverbands Niedersachsen e.V. (AVN) und der Technischen Universität Berlin werden ausgewählte Baggerseen ökologisch aufgewertet. Tonnen von totem Holz können beispielsweise dazu beitragen, dass viele Tierarten Schutz und Nahrung finden. Das Projekt wurde nun als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.

Ein riesiges Totholzbündel wird im Baggersee versenkt und soll künftig Tieren Schutz und Nahrung bieten. | Foto: Anja Gruner

Im Schnitt versenkte das Projektteam 100 Bündel Totholz an den Ufern eines Baggersees. Jedes Bündel maß etwa drei Meter und hatte ein Gewicht von rund 300 Kilogramm – und trotzdem mussten sie mit Kies gefüllten Jutesäcken beschwert werden, um im See zu versinken. Unter der Anleitung des AVN-Biologen und ehemaligen IGB-Doktoranden Dr. Thomas Klefoth haben die 160 ehrenamtlichen Helfer der involvierten Angelvereine des Anglerverbands Niedersachsen e.V. in 1300 Arbeitsstunden bereits acht Baggerseen im Rahmen dieser Aktion ökologisch aufgewertet. Die Säcke werden sich innerhalb von zwei Jahren vollständig zersetzen, das Holz jedoch soll in den Gewässern dazu beitragen, dass wirbellose Tiere wie Libellenlarven und Krebse, Jungfische und andere Artengruppen Schutz und Nahrung finden und ihr Bestand dadurch gefördert wird. „Das Projekt zielt auf die Vereinbarkeit von Schutz und anglerischer Nutzung der Seen ab. Wir wollen untersuchen, ob von solchen einfachen strukturverbessernden Maßnahmen sowohl der erholungssuchende Mensch als auch der Artenschutz profitieren können“, erklärt Thomas Klefoth.

In vier der acht Seen wurden außerdem große Flachwasserzonen ausgehoben und dabei insgesamt 12.000 Kubikmeter Erde bewegt. An vielen Baggerseen verläuft die Uferzone sehr steil, sodass dort kaum Wasserpflanzen wachsen, die Fischen, Amphibien oder Libellen Schutz und Möglichkeiten zur Eiablage bieten. Einfache bauliche Maßnahmen können steile Ufer in flach auslaufende Zonen verwandeln.

Damit die WissenschaftlerInnen vom IGB das bestmögliche Verfahren zur Aufwertung von Baggerseen ermitteln können, werden die Effekte der verschiedenen Maßnahmen mit dem traditionellen Fischbesatz verglichen. Gewässer mit Zuchtfischen zu besetzen ist eine übliche Hegemaßnahme, um die Wildfischbestände zu unterstützen. So wurde unter Federführung des Projektkoordinators Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom IGB in vier weiteren Seen Fischbesatz durchgeführt. „Ich bin sehr stolz auf unser Feldteam, das bei zum Teil eisigen Temperaturen unermüdlich Fische markiert und in die Seen eingesetzt hat.“ Die Markierung  mit kleinen Transpondern ist wichtig: So kann das Projektteam bei den nun folgenden Probenahmen feststellen, ob es sich um besetzte oder die ursprünglichen Fische handelt und ob sich das Vorkommen der Fische zwischen den Vergleichsgewässern und denen mit Totholzeintrag unterscheidet.

Das Projekt Baggersee wurde am 12. Mai 2018 von Hauke Jagau, Präsident der Region Hannover, offiziell als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Rahmen eines Gewässeraktionstages in Hannover ausgezeichnet.

Ansprechpersonen

Robert Arlinghaus

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Integratives Angelfischereimanagement

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