Pressemitteilung

Neue Analyse: Satellitendaten bestätigen massive Algenblüte in der Oder

Aktualisiert am 1. September 2022
In der Oder lässt sich mit Satellitendaten eine massive Algenblüte nachweisen. Expert*innen von Brockmann Consult (Unternehmen für Umweltdatenanalyse und -software aus Hamburg) haben in enger Abstimmung mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der AG Modellierungsverfahren in der Fernerkundung der Universität Leipzig die Roh-Satellitendaten des europäischen Copernicus Satelliten Sentinel 2 prozessiert und daraus Chlorophyll-Konzentrationen berechnet, die als Anzeiger für die Algenblüte dienen.

© Brockmann Consult | Die Grafik darf für journalistische sowie nicht-kommerzielle Zwecke bei Nennung des Copyrights genutzt werden.

Der Satellit Sentinel 2 trägt einen optischen Sensor, mit dem man die Wasserfarbe bestimmen und daraus ableiten kann, welche farbgebenden Substanzen sich im Wasser befinden. Farbgebende Pigmente, wie z.B. das Chlorophyll in Algen, verändern das einfallende Sonnenlicht. Der Sensor im Satelliten kann diese Veränderung im Licht erfassen. So können auch ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Algen nachgewiesen werden.

In einer ersten Analyse wurden drei ausgewählte Zeiträume untersucht, nun konnte der Datensatz vervollständigt werden: Die Grafik zeigt 15 Profile der Chlorophyll-Konzentrationen in der Oder von Juli bis August. Die gelbliche Färbung zeigt dabei die besonders hohen Chlorophyll-Konzentrationen an.

Im nun vorliegenden Datensatz erkennt man, dass in der zweiten Julihälfte die Konzentration im gesamten Flusslauf noch auf einem mittleren Niveau lag, während im Oberlauf um die Stadt Opole (Polen) die Werte bereits erhöht waren (19.-20. Juli 2022). Anfang August (3.-4. August 2022) gab es dann einen sprunghaften Anstieg der Chlorophyll-Konzentration auf der Höhe von Wroclaw (Polen). Ob beide Algenblüten in direktem Zusammenhang stehen, kann auf Basis dieser Datenlage noch nicht abschließend beurteilt werden. Deutlich erkennbar ist aber die sehr schnelle Ausbreitung der Blüte, die sich daran anschloss und die binnen einer Woche fast die gesamte Oder umfasste (10.-11. August 2022). In den darauffolgenden beiden Wochen gingen die Chlorophyll-Konzentrationen wieder zurück. Erst Ende August (25.-26. August 2022) erreichten sie wieder das mittlere Niveau von Anfang Juli.

Die Satellitendaten haben großes Potenzial, zur weiteren Aufklärung der Oder-Katastrophe beizutragen. Die neuen Ergebnisse helfen, die Entstehung und Ausbreitung der toxischen Prymnesium-Algenblüte besser zu verstehen und ihren Ursprung räumlich und zeitlich einzugrenzen. Dafür werden gewässerökologische Messdaten und Wasserproben mit den Satellitendaten, die auch aus der Zeit des Beginns der Umweltkatastrophe vorliegen, kombiniert und die Auswertung weiter fortgesetzt.

Zur polnischen Übersetzung des Textes gelangen Sie hier >

Polskie tłumaczenie tekstu można znaleźć tutaj >

 

Ansprechperson zur Analyse der Satellitenbilder:

Kerstin Stelzer
Head of Geoinformation Services, Brockmann Consult GmbH
Telefon: +49 40 696 389-307
E-Mail: kerstin.stelzer@brockmann-consult.de

 

~

Das IGB forscht und arbeitet schon seit Jahrzehnten an der Oder, insbesondere zur Flussökologie und den Fischartengemeinschaften. Zudem koordiniert das Institut das Wiederansiedlungsprogramm des Baltischen Störs im Flussgebiet. Deshalb sind IGB-Forschende mit eigenen Untersuchungen aktiv geworden und verfolgten die Spur eines starken Gifts, das von der Algenart Prymnesium parvum gebildet werden kann. Sie konnten diese Alge und ihr Toxin massenhaft in Gewässerproben aus der Oder nachweisen. Eine solche Massenentwicklung ist kein natürliches Phänomen, sondern ein vom Menschen verursachtes Problem, das wahrscheinlich erst durch Salzeinleitungen, große Mengen an Nährstoffen, hohe Wassertemperaturen und lange Verweilzeiten in Staustufen und im ausgebauten Fluss möglich wurde.

Vorangegangene Pressemitteilung zur Algen-Hypothese lesen >

Vorangegangene Pressemitteilung zum Toxin-Nachweis lesen >

Vorangegangene Pressemitteilung zum Stör-Wiederansiedlungsprogramm in der Oder >

Ansprechpersonen

Tobias Goldhammer

Programmbereichssprecher*in
Forschungsgruppe
Nährstoffkreisläufe und chemische Analytik
Downloads

Seite teilen