Angelfischerei

In Deutschland entnehmen Hobbyfischer den Binnengewässern mehr Fische als die kommerzielle Fischerei. Diese Akteure beim Gewässerschutz einzubinden, ist deshalb ein wichtiger Ansatz unserer transdisziplinären Forschung. Durch die Beteiligung der Angler und Gewässerwarte gelangen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – und umgekehrt: Die enge Zusammenarbeit liefert wichtige Impulse für unsere eigene Forschung. Unser Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf den komplexen Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt (sozial-ökologische Forschung). Wie verhalten sich Angler am Gewässer, und wie lassen sie sich optimal in Managementmaßnahmen einbeziehen? Wie wirkt sich der Besatz von Fischen durch Angelvereine auf die Fischgemeinschaften und die ökologischen Funktionen im Gewässer aus? Wie lassen sich Bestände langfristig erhalten und nutzen? Und welche Maßnahmen helfen dem Tierschutz? Diese und andere Fragen bearbeiten wir gemeinsam mit Anglern und Angelvereinen sowie mit Partnern aus dem Arten- und Naturschutz.

Publikationen zum Thema

Science
März 2023
Science. - 379(2023)6635, Seiten 946-951

Ecosystem-based management outperforms species-focused stocking for enhancing fish populations

Johannes Radinger; Sven Matern; Thomas Klefoth; Christian Wolter; Fritz Feldhege; Christopher T. Monk; Robert Arlinghaus

In groß angelegten Ganzseeexperimenten hat ein Forschungsteam in Zusammenarbeit mit Angelvereinen 20 Seen ökologisch aufgewertet. Die Fische profitierten deutlich von den Verbesserungen der Lebensräume. Fischbesatz hingegen erzielte keine nachhaltig positiven Effekte. Die Studie zeigt, wie wichtig es sowohl für den Artenschutz als auch für die fischereiliche Nutzung ist, Gewässer zu renaturieren.

Mai 2022
Reviews in Fish Biology and Fisheries. - 32(2022), 687–700

Recreational angling and spearfishing on social media: insights on harvesting patterns, social engagement and sentiments related to the distributional range shift of a marine invasive species

Valerio Sbragaglia; Lucía Espasandín; Salvatore Coco; Alberto Felici; Ricardo A. Correia; Marta Coll; Robert Arlinghaus

Die Autor*innen verglichen die ökologischen u. sozialen Dimensionen des Freizeitangelns u. Speerfischens auf den invasiven Blaufisch (Pomatomus saltatrix) in Italien anhand von digitalen Videos u. den dazugehörigen Daten. Die Studie zeigt, wie wertvoll die Erforschung sozialer Medien ist, um die Dimensionen der marinen Freizeitfischerei im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Arten zu verstehen.

März 2022
The American Naturalist. - 199(2022)4, 480-495

Evolutionary impact of size-selective harvesting on shoaling behavior: individual-level mechanisms and possible consequences for natural and fishing mortality

Valerio Sbragaglia; Pascal P. Klamser; Pawel Romanczuk; Robert Arlinghaus

Die Autor*innen stellen ein Mehrgenerationenexperiment mit Zebrabärblingen als Modell vor, um die Auswirkungen der größenselektiven Fischerei auf das Schwarmverhalten zu verstehen. Mithilfe hochauflösender Ortung und Modellierung zeigen sie, dass sich der Schwarmzusammenhalt so verändert, das ein Kompromiss zwischen individueller Wachsamkeit und der Nutzung sozialer Hinweise abgebildet wird. 

Februar 2022
Science. - 375(2022)6582, eabg1780

Big-data approaches lead to an increasedunderstanding of the ecology of animal movement

Ran Nathan; Christopher T. Monk; Robert Arlinghaus; Timo Adam; Josep Alós; Michael Assaf; Henrik Baktoft; Christine E. Beardsworth; Michael G. Bertram; Allert I. Bijleveld; Tomas Brodin; Jill L. Brooks; Andrea Campos-Candela; Steven J. Cooke; Karl Ø. Gjelland; Pratik R. Gupte; Roi Harel; Gustav Hellström; Florian Jeltsch; Shaun S. Killen; Thomas Klefoth; Roland Langrock; Robert J. Lennox; Emmanuel Lourie; Joah R. Madden; Yotam Orchan; Ine S. Pauwels; MilanŘíha; Manuel Roeleke; Ulrike E. Schlägel; David Shohami; Johannes Signer; Sivan Toledo; OhadVilk; Samuel Westrelin; Mark A. Whiteside; Ivan Jarić

Die Autor*innen stellen Methoden vor, die hochauflösende Ortungs-Technologien mit Big-Data-Analysen kombinieren, um die Bewegungen von Fischen und anderen Tieren exakt nachzuvollziehen. Auf der Grundlage der modernen Ortungstechnologie lassen sich die Auswirkungen von Umwelt- und Klimaveränderungen auf die Tierwelt besser verstehen und auf dieser Basis der Natur- und Artenschutz voranbringen.

August 2021
Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. - 118(2021)34, Art. e2100695118

Reproductive hyperallometry and managing the world’s fisheries

Dustin J. Marshall; Michael Bode; Marc Mangel; Robert Arlinghaus; E. J. Dick

Die Autor*innen konstatieren, dass die Eizahl kleinerer Laichfische überschätzt, die von größeren unterschätzt wird – und gerade auf die „Superlaicher“ zielt die Fischerei. Die Studie zeigt, dass dadurch das Erholungspotenzial vieler Fischbestände zu hoch geschätzt wird und  das Überfischungsrisiko steigen kann. Insbesondere die besonders großen Fische sollten verstärkt geschont werden.

Projekte zum Thema

Downloads zum Thema

IGB Bericht 33: BODDENHECHT - Ökologie, Nutzung und Schutz von Hechten in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns

Alles über den Hecht, seine Ökologie sowie die Nutzung und Bewirtschaftung in den Küstengewässern in Mecklenburg-Vorpommern: Das Buch liefert forschungsbasierte Empfehlungen für die Bewirtschaftung des Boddenhechtbestands. Es richtet sich an Anglerinnen und Angler, Fischerinnen und Fischer, andere Naturschutzinteressierte sowie an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Bewirtschaftende und Politikerinnen und Politiker aller Parteien, die sich für die Nutzung und das Management von Fischbeständen an der Küste interessieren oder dafür verantwortlich sind.

Expert*innen zum Thema

Robert Arlinghaus

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Integratives Angelfischereimanagement

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