Einblick
Angelina Tittmann

Hering, Dorsch oder Seehase? Was Kegelrobben in der Ostsee wirklich fressen

Deutsche Zoologische Gesellschaft zeichnet Masterarbeit aus
Welche Arten auf dem Speiseplan von Kegelrobben in der Ostsee stehen, hat die Studentin Katja Mehrwald untersucht. Für ihre an der Universität Rostock und am IGB durchgeführte Studie mit dem Titel „Multimethod approach to analyse the dietary composition of the Baltic grey seal (Halichoerus grypus) in the southern Baltic“ erhielt sie jetzt den Masterpreis der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Damit wird die herausragende zoologische Forschungsarbeit der Studentin gewürdigt, die von den beiden IGB-Gruppenleitern Robert Arlinghaus und Michael T. Monaghan mitbetreut wurde.

Rektorin Prof. Dr. Elizabeth Prommer überreichte Katja Mehrwald die Urkunde während eines Festakts an der Universität Rostock. | Foto: Universität Rostock

Die Nachwuchsforscherin analysierte 104 Darm- und 23 Mageninhaltsproben von Kegelrobben, die im Rahmen des Meeressäuger-Strandungsnetzes des Deutschen Meeresmuseums in Mecklenburg-Vorpommern tot aufgefunden worden waren. Mit dieser Methode konnte Katja Mehrwald nachweisen, dass Hering, Dorsch und Schwarzmundgrundel zu den wichtigsten Beutetieren der Top-Prädatoren gehören – wobei Größe und Art der Beutefische mit der Größe der Robben korrelierten.

Ergänzend führte Katja Mehrwald eine genetische Analyse der Proben durch, mit der sie nicht nur Hering, sondern auch Seeskorpion und Süßwasserarten wie das Rotauge als relevante Beutefische identifizieren konnte. Darüber hinaus wies sie mit mit dieser Methode weitere Arten in der Nahrung der Kegelrobben entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns nach, die bisher durch morphologische Analysen nicht erfasst wurden, z.B. Seehase und Aal.

Kegelrobben sind Spitzenprädatoren. In gewissem Maße konkurrieren sie daher mit der Küstenfischerei um dieselben Fische. | Foto: Linda Westphal

„Erst die Kombination von morphologischen und genetischen Analysen hat es uns ermöglicht, die Nahrungszusammensetzung von Kegelrobben umfassend aufzuklären“, sagt Mehrwald und fügt hinzu: „Trotz einiger methodischer Herausforderungen sind die Ergebnisse relevant für den Schutz und das Management dieser faszinierenden und sich zunehmend ausbreitenden Tierart in der Ostsee.“

Inzwischen ist Katja Mehrwald als Doktorandin an das Institut für Binnenfischerei (IfB) in Potsdam gewechselt. Dort untersucht sie im Projekt „Kormoran-induzierte Mortalität beim Westdorsch (KoMoDo)“ den Einfluss der Kormorane auf den Dorschbestand, der sich in der westlichen Ostsee in einem historisch schlechten Zustand befindet. „Wir wollen die Ursachen der Bestandsdynamik besser verstehen, um die Erholungschancen des Westdorschbestandes und damit auch die Perspektiven seiner zukünftigen fischereilichen Nutzung besser einschätzen zu können“, erklärt die junge Wissenschaftlerin.

Wir gratulieren Katja ganz herzlich zu dieser bemerkenswerten Leistung!

Ansprechpersonen

Robert Arlinghaus

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Integratives Angelfischereimanagement
Projekte

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