Blitzlicht
Nadja Neumann

Große Raubfische mit Anpassungsschwierigkeiten nach dem Besatz

Der Besatz von Fischen in Gewässer ist eine gängige Bewirtschaftungs- und Artenschutzmaßnahme. Die Arbeitsgruppe von Professor Robert Arlinghaus hat an den beiden Raubfischarten Hecht und Wels untersucht, ob sich Verhalten und Fitness zwischen Besatzfischen und natürlichen Artgenossen im selben Gewässer unterscheiden.

Der gesamte Döllnsee ist mit einer akustischen Telemetrieanlage ausgestattet, sodass sich Standort und Bewegung der besenderten Fische in 3D nachverfolgen lassen. I Foto: Robert Arlinghaus, IGB

Die Forschenden nutzten in einem Ganz-See-Experiment die akkustische Telemetrieanlage am Döllnsee. Dort können die Bewegungen und Interaktionen der Fische unter natürlichen Bedingungen mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung nachverfolgt werden.

Über einen Zeitraum von mehreren Monaten unterschieden sich die eingesetzten Welse zwar nicht in Aktivität und Überleben, breiteten sich aber großflächiger im See aus als ihre heimischen Artgenossen.

Eine von zwei eingesetzten Hechtgruppen unterschiedlicher Herkunft nutzte ebenfalls größere Reviere. Die Sterblichkeit der besetzten Hechte war jedoch deutlich höher als die der wilden Artgenossen. Mittels Vater- und Mutterschaftsanalysen der Nachkommen zeigten die Forschenden, dass die Satzfische eine nur halb so hohe Vermehrungsrate hatten wie die Wildtiere. Kam es aber zur Fortpflanzung, entstanden Hybride zwischen Satz- und Wildhecht. Erfolgreicher Fischbesatz führt bei Hechtbeständen also zu einer Veränderung des Genpools.

„Wir haben erwartet, dass die Verhaltensunterschiede im Laufe der Zeit verschwinden würden. Das war nicht der Fall. Und die Anpassungsschwierigkeiten an den neuen Lebensraum wirken sich auch nach mehreren Monaten noch auf die Überlebensrate und im Trend auch auf die Reproduktion der Hechte aus. Insofern ist das Einsetzen von großen Raubfischen in Fischbestände, die sich gut vermehren, überdenkenswert“, resümiert Robert Arlinghaus.

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Robert Arlinghaus

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Integratives Angelfischereimanagement

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