urbAnAquifer
Projektsteckbrief
Laufzeit
Kontamination des Grundwasserleiters durch undichte Kanalisation und Chemikalieneinsatz auf Grünflächen © Jörg Lewandowski, IGB
Allgegenwärtige aber oft übersehene Quellen von Grundwasserverschmutzung in Städten sind undichte (1) private und (2) öffentliche Kanalisationen und der Einsatz von (3) Chemikalien in Gärten und Grünanlagen (Düngemittel, Herbizide, Insektizide).
Das öffentliche Kanalnetz wird regelmäßig überprüft, um Reparaturen und Erneuerungen anhand des Zustands und Schadenumfangs zu priorisieren. Über den Zustand der privaten Hausanschlussleitungen, die die Häuser mit der öffentlichen Kanalisation verbinden, ist jedoch kaum etwas bekannt, dabei sind private Hausanschlussleitungen in Deutschland etwa doppelt so lang wie die öffentliche Kanalisation. Für Deutschland wird geschätzt, dass bis zu 10 % des Abwassers (Trockenwetterabfluss) auf dem Weg von den Haushalten zu den Kläranlagen versickern und den Grundwasserleiter verunreinigen. Grundwasserseitig wird jedoch bisher fast nie erfasst, ob der Aquifer mit Abwasser kontaminiert ist.
Da es meist zu wenige Grundwassermessstellen gibt, um Verunreinigungen und deren potentielle Quellen zu erfassen, werden im Projekt urbAnAquifer durch Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wesentlich höhere räumliche Auflösungen beim Blick in den Grundwasserleiter erreicht. Bürgerwissenschaftler und Bürgerwissenschaftlerinnen in Berlin unterstützen urbAnAquifer, indem sie ihre privaten Gartenbrunnen beproben. Außerdem werden im Projekt die in Berlin in großer Anzahl vorhandenen Straßenbrunnen beprobt.
Anhand von zwei Berliner Modellgebieten werden übertragbare Konzepte erarbeitet, die es deutschlandweit ermöglichen die Grundwasserkontamination durch undichte (1) private und (2) öffentliche Kanalisation oder den (3) Eintrag von Chemikalien aus Grünflächen einfacher zu erkennen und Maßnahmen zu entwickeln, diese zu vermeiden und wenn nötig, zu beheben.
Durch die aktive Einbindung in Probennahmekampagnen sollen Bürgerinnen und Bürger für urbanen Grundwasserschutz sensibilisiert werden. Bislang ist das Bewusstsein für städtisches Grundwasser in der Öffentlichkeit nur schwach ausgeprägt, denn es ist im Gegensatz zu anderem Wasser nicht sichtbar. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern ist selten klar, dass der Zustand ihrer privaten Kanalisation unmittelbare Auswirkungen auf das lokale Grundwasser haben kann. Nutzer und Nutzerinnen von Privat- und Schrebergärten kennen die potentiellen Auswirkungen des Chemikalieneinsatzes im Garten auf das Grundwasser viel zu selten.
In Dialogprozessen und partizipativen Workshops soll gemeinsam mit Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern, interessierten Bürgerinnen und Bürgern und öffentlichen Abwasserentsorgungsunternehmen eine finanzier- und umsetzbare Strategie erarbeitet werden, um exfiltrierende private Hausanschlussleitungen schneller zu erkennen und bei Bedarf zu reparieren und auszutauschen. Analog soll gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern Strategien erarbeitet werden, um den Chemikalieneinsatz in Gärten und auf anderen Grünflächen zu reduzieren.
Um Schadstoffquellen im Grundwasser besser und schneller aufzuspüren, wird im Projekt urbAnAquifer ein Multi-Tracer-Ansatz getestet. Insbesondere im Hinblick auf undichte Kanalisationen wird ein übertragbares Untersuchungskonzept erarbeitet, um Kontaminationsquellen zu identifizieren und zu überprüfen, ob Kanalisationsleckagen oder andere Quellen übersehen werden.
Regina Gnirss, Berliner Wasserbetriebe (BWB); Michel Gunkel, Berliner Wasserbetriebe (BWB)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)