Für alle, die ihn noch nicht mögen – Vieles spricht für den Karpfen
Er hat nicht gerade wenige Gräten – das ist aber auch schon der größte Makel. Aus ernährungsphysiologischer Sicht und auch vor dem Hintergrund der Umweltverträglichkeit ist der Karpfen für Fischesser*innen eine gute Wahl.
Badewanne ist zum Glück Vergangenheit, modrig schmeckt er trotzdem nicht
Es ist kein Zufall, dass Karpfen traditionell im Winter auf den Tisch kommen. Im Sommer sind die Karpfenteiche natürlicherweise trüb und die Karpfen gründeln am Gewässerboden. Die vielen Mikroorganismen im Gewässer geben Stoffe wie Geosmin ab, die der Karpfen im Fleisch einlagert – das verändert den Geschmack. Nachdem die Fische einige Zeit in klarem Wasser verbracht haben, wie in den Winterteichen nach dem Abfischen im Herbst, verschwindet dieser Fehlgeschmack ohne weiteres Zutun. Man nennt das Schwimmen im klaren Wasser Aushältern. Die frühere Tradition, Karpfen in der Badewanne auzuhältern, ist heutzutage weder notwendig noch erlaubt: Die Tiere dürfen für den Verzehr entsprechend § 9 Abschnitt 3 der Tierschutz-Schlachtverordnung nicht lebend verkauft werden.
So wird der Karpfen gezüchtet
Der Karpfen ist wahrscheinlich einer der ersten Fische, der gezielt in Aquakultur aufgezogen wurde – bereits vor mehr als 2500 Jahren wurden Karpfen in den Teichen Asiens kultiviert. Heute gehört er zu den vier wichtigsten Fischarten in Aquakultur weltweit. Auch in Deutschland wurde der Karpfen vor vielen hundert Jahren eingeführt und die Erzeugung in Aquakultur hat eine lange Tradition. Die naturnahen Teiche sind heute vielerorts Teil der Kulturlandschaft. Die Karpfenzucht in Deutschland ist mit ca. 5000 Tonnen pro Jahr im weltweiten Vergleich sehr gering. Dennoch ist der Karpfen nach der Regenbogenforelle der zweitwichtigste Fisch in der deutschen Aquakultur. Am Produktionssystem, der Teichwirtschaft, hat sich über diesen langen Zeitraum nur wenig verändert.
Karpfenteichwirtschaften werden gerne als „Hotspots" der Biodiversität bezeichnet, ist das gerechtfertigt?
Tatsächlich ist es so, dass die weitläufigen Teichanlagen zur Karpfenzucht Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten sind. Neben verschiedenen Amphibien und Reptilien können in den naturnahen Teichlandschaften auch geschützte Vogelarten vorkommen. Verschwinden die Teiche, gehen auch diese Lebensräume verloren.
Viele Infos zu Karpfen & Co.
Sie möchten mehr über die Aquakultur und den Karpfen erfahren? Schauen Sie doch auf www.aquakulturinfo.de vorbei. Dort finden sie auch Informationen zu anderen Arten. Außerdem bietet die Webseite Hintergrundinformationen zu diversen Themen wie Produktionssystemen, Produktqualität, Tierwohl, Forschung und Ökonomie. Viel Spaß beim Lesen!
Video „Fischer Knuts Teich“ von IGB-Forscher Dr. Hendrik Monsees: Warum schmecken Fische manchmal modrig?