Aquatische Ökosysteme werden als „komplex“ bezeichnet, wenn sie eine Netzwerk-Struktur aufweisen und in ihnen häufig nichtlineare Prozesse auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Ebenen ablaufen. Zu nichtlinearen Reaktionen kann es beispielsweise durch Störungen kommen, die einen sogenannten Regimewechsel auslösen, etwa langanhaltende Trockenheit. Wichtige Bestimmungsfaktoren komplexer aquatischer Ökosysteme sind die Landschaftsstruktur, in der sich die Gewässer befinden, und die Konnektivität, also die Verbindung der Gewässer untereinander auf verschiedenen Ebenen: Dazu gehören die Flüsse von Wasser, Energie, Informationen, Nähr- und Schadstoffen sowie die Ausbreitung von Organismen. Diese Prozesse bestimmen die Struktur und Dynamik der Ökosysteme und werden über die Zeit durch externe Faktoren wie Landnutzung und Klimawandel verändert.
Im Programmbereich „Dimensionen der Komplexität aquatischer Systeme“ will das IGB ein besseres Verständnis der Dynamik und Funktionsweise aquatischer Systeme und der Lebewesen darin erreichen. Dabei geht es uns auch um deren räumliche und zeitliche Skalierung. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf den Schnittstellen und Wechselwirkungen zwischen terrestrischen und aquatischen Lebensräumen, zwischen Sediment und Wassersäule, zwischen Wasser und Luft sowie zwischen und innerhalb von Organismen.
Sprecher*innen
Meldungen
Downloads
Ausgewählte Publikationen
Interactions between climate change and urbanization will shape the future of biodiversity
In der Studie wurde untersucht, wie sich die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Urbanisierung auf die biologische Vielfalt und die Dynamik von Ökosystemen auswirken. Die Autor*innen zeigen auch Folgen auf, die für die Stadtplanung relevant sein können.
Quantifying intra- and inter-annual dynamics of river-floodplain connectivity and wetland inundation with remote sensing and wavelet analysis
Die Autor*innen nutzten Fernerkundungsdaten und Wavelet-Analysen, um die Dynamik der Überschwemmung von Auen und die Vernetzung von Flussauen im Nationalpark Unteres Odertal zu quantifizieren. Sie fanden ausgeprägte interannuelle Schwankungen der Überflutung von Feuchtgebieten. Starke Niederschläge führten nur in einem Polder zu sommerlichen Überschwemmungen.
Six decades of ecohydrological research connecting landscapes and riverscapes in the Girnock Burn, Scotland: Atlantic salmon population and habitat dynamics in a changing world
Sechs Jahrzehnte ökologischen Monitorings lieferten die wissenschaftlichen Grundlagen für die Erhaltung des Atlantischen Lachses in einem Flusseinzugsgebiet in Schottland. Die einzigartigen Langzeitdaten zeigten quantitative Veränderungen bei den Rückkehrraten, der Verteilung, der Größe, dem Wachstum und dem Alter der Lachse auf.
Assessing impacts of alternative land use strategies on waterpartitioning, storage and ages in drought-sensitive lowlandcatchments using tracer-aided ecohydrological modelling
Die Autor*innen nutzten prozessbasierte ökohydrologische Modelle, um die Auswirkungen realistischer Landnutzungsszenarien für Berlin/Brandenburg auf die Dynamik von Wasserfluss u. -speicherung zu bewerten. Der Ersatz von Nadelwäldern durch altersgemischte Mischwälder mit jüngeren Laubbäumen hatte das größte Potenzial zur Verringerung der Evapotranspiration u. Erhöhung der Grundwasserneubildung.
Hydrological model skills change with drought severity; insights from multi-variable evaluation
Die Studie untersuchte die Eignung des hydrologischen Modells Continuum zur Simulation des Wasserkreislaufs im Einzugsgebiet des Po (Italien) während zunehmender Dürre. Die Simulation des Abflusses während der schweren Dürre 2022 war durch eine geringere Leistung gekennzeichnet als bei mäßigen Ereignissen, wahrscheinlich durch Schwierigkeiten bei der Darstellung des Einflusses durch Bewässerung.