- Über kaum eine Organismengruppe auf unserem Planeten ist so wenig bekannt wie über Pilze in stehenden Gewässern. Forschende nennen aquatische Pilze auch „mikrobielle schwarze Materie“, wenn sie sich im Labor noch nicht anzüchten und vermehren lassen.
- Aquatische Pilze kommen in allen Gewässertypen vor, in kleinen Pfützen, großen Ozeanen, sogar in Eis und Schnee. Auch im Eis gibt es Inseln von ungefrorenem Wasser, in dem Pilze mithilfe von ausgeklügelten Schutzmechanismen sogenannten Cryoprotektoren überleben und sich sogar vermehren können.
- Es gibt nur grobe Schätzungen über den Anteil von Pilzen an den Mikroorganismen in den unterschiedlichen Gewässertypen – in Süßgewässern können sie vermutlich bis zu 50 Prozent der Kleinstlebewesen mit Zellkern ausmachen.
- Pilze besiedeln sogar Plastikpartikel und können zu deren Abbau beitragen. Im Jahr 2012 entdeckten BiologInnen im Amazonas erstmals einen Pilz, der Kunststoffe zersetzen kann.
- Aquatische Pilze sind unterschätzte Akteure in aquatischen Nahrungsnetzen.
- Als Symbionten und Parasiten stehen sie mit anderen Lebewesen im Gewässer in steter Beziehung.
- Aquatische Pilze spielen eine wichtige Rolle für den Umsatz von Kohlenstoff in Gewässern und produzieren Klimagase wie Kohlendioxid und Methan.
- Sie sind zusammen mit anderen Kleinstlebewesen ein wichtiger Faktor der „Ozeanischen Kohlenstoffpumpe“, da sie das Absinken von organischem Material über Hunderte von Metern bis auf den Meeresboden bewirken. Andere Lebewesen können dieses Material mit Hilfe der Pilze wiederum für ihr Wachstum verwenden – anders wäre das Leben in der dunklen Tiefsee kaum möglich.
- Aquatische Pilze „kauen vor“: Sie schließen die Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial auf und machen sie daher besser für andere Lebewesen im Gewässer verfügbar.
- Pilze sind im Wasser quasi überall: Selbst aquatische Insekten beherbergen Pilze in ihrem Darm, die ihre Verdauung unterstützen.
„Ich gehe gerne Pilze suchen - mit Boot und Kescher. Aquatische Pilze sind faszinierend, weil sie für uns lange Zeit nur schwer greifbar waren. Erst mit ausgeklügelten genetischen Analysen können wir aquatische Pilze nun detektieren und identifizieren. Sie sind oft winzig, aber in ihrer Masse übernehmen sie wichtige Funktionen im Gewässer: als Nahrungsquelle, für den Stoffumsatz sowie für den Kohlenstoffkreislauf – also auch dafür, ob Gewässer als Senke oder Quelle von klimarelevanten Treibhausgasen wirken. Und wer weiß, vielleicht helfen sie in Zukunft auch im großen Maßstab dabei, Mikroplastik in Gewässern abzubauen.“ Prof. Hans-Peter Grossart