Pressemitteilung
Johannes Graupner

Zu viel Phosphor im Arendsee: Forschende empfehlen Gegenmaßnahmen

Neues IGB Dossier gibt umfassenden Überblick zu Ursachen und Handlungsoptionen
Der Arendsee, auch bekannt als die „Perle der Altmark“, ist der größte natürliche See Sachsen-Anhalts. Für die Region und auch darüber hinaus ist er von hoher ökologischer, kultureller, touristischer und damit auch wirtschaftlicher Relevanz. Doch wie viele andere Seen in Deutschland und Europa ist er von Überdüngung betroffen: Zu viel Phosphor im See führt vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten zu Algenblüten und beeinträchtigt nicht nur den ökologischen Zustand des Sees stark, sondern auch seine Attraktivität für die Besucherinnen und Besucher. Doch woher kommt die hohe Phosphorlast und welche Gegenmaßnahmen sind geeignet? Ein neues Dossier des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fasst das Forschungswissen zum Zustand des Sees zusammen und zeigt Handlungsoptionen für Politik und Behörden auf.

Der Arendsee von oben. | Fotocredit: © Aufwind-Luftbilder, Stock-Fotografie-ID:1317395079

„Die negativen Überdüngungseffekte wie Algenblüten und Fischsterben lassen sich nur durch ein starkes Absenken der Phosphorkonzentration mindern. Seit Jahrzehnten liegen die Werte vier bis fünf Mal über den Werten, die dem natürlichen Zustand dieses Sees entsprechen würden“, betont IGB-Wissenschaftler und Co-Autor Prof. Michael Hupfer, der seit 30 Jahren den Arendsee erforscht. Im Zuge des Klimawandels sei zudem mit einer weiteren Zuspitzung der Situation zu rechnen: „Seit 1980 hat sich die sommerliche Schichtungsperiode im Arendsee bereits um mehr als 30 Tage verlängert. Die Sauerstoffsituation im Tiefenwasser wird durch verlängerte Schichtungsperioden im Sommer noch kritischer.“ Da der Klimawandel nicht mehr aufgehalten, sondern nur noch abgemildert werden könne und Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden könnten, sei das Absenken der Nährstoffkonzentration die einzige realistische Stellschraube.

Sanierung und Restaurierung des Sees notwendig

Bei der Seentherapie kann grundsätzlich zwischen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen unterschieden werden. Sanierungsmaßnahmen sind externe Maßnahmen, die an den Ursachen der hohen Phosphorbelastung ansetzen und diese reduzieren oder eliminieren. Dagegen setzen Restaurierungsmaßnahmen an den Symptomen an, beseitigen aber nicht die Ursachen der hohen Phosphorkonzentrationen. Restaurierungsmaßnahmen werden im See durchgeführt (seeinterne Maßnahmen) und zielen oft auf die Verminderung der Phosphorkonzentration im See.

„Aus Forschungssicht ist eine Kombination aus Restaurierung und Sanierung notwendig, um sowohl eine schnelle als auch eine langfristige und nachhaltige Wirkung und Lösung zu erzielen“, erläutert Dr. Jörg Lewandowski, IGB-Forscher und Co-Autor des neuen IGB Dossiers. So würden auch die Voraussetzungen geschaffen, um die gesetzlich verpflichtenden Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie erreichen zu können. 

Politik und Behörden müssen nun über das weitere Vorgehen entscheiden

Ein erster empfehlenswerter Schritt sei laut der IGB-Forscher der Einsatz eines gewässerökologisch geeigneten Fällmittels, mit dem der Phosphor aus dem Freiwasser gebunden und in das Tiefenwasser absinken würde. Er stünde den Mikroalgen dann nicht mehr für das problematische Massenwachstum zur Verfügung.

„Als Forschende können wir auf Basis unserer wissenschaftlichen Expertise beraten. Aber ob, wann und welche konkreten Maßnahmen dafür letztendlich ausgewählt werden, ist eine politische und behördliche Entscheidung des Bundeslandes Sachsen-Anhalt “, betont Michael Hupfer abschließend.

Selected publications
Ansprechpersonen

Michael Hupfer

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Biogeochemische Prozesse in Sedimenten und Seenrestaurierung

Jörg Lewandowski

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Grundwasser-Oberflächenwasser Interaktionen