Wie viele andere Seen Europas hatte der Müggelsee seit den 1970er Jahren durch die starke Wassertrübung seine Unterwasservegetation fast vollständig verloren. Erst nach einer deutlichen Reduzierung der Nährstoffeinträge tauchten Wasserpflanzen ab den 1990er Jahren langsam wieder auf. Zunächst spärlich und artenarm an den flachen Rändern, dann auch in tieferen Bereichen. Seit etwa 2011 verringert sich die Wassertrübung im Müggelsee zusätzlich durch den Einfluss der eingewanderten Quagga-Muschel. Die Unterwasserflora bildet nun teilweise sehr dichte Bestände bis in eine Wassertiefe von 3-4 Metern und auch der Artenreichtum hat sich deutlich erhöht.
Niedrigwüchsige Arten wie Armleuchteralgen wurden letztmalig vor über 100 Jahren im Müggelsee nachgewiesen. Jetzt, nach 20 Jahren intensiver Kartierung und Tauchuntersuchungen, wurden gleich drei Arten dieser gewünschten Unterwasservegetation gefunden: die Zerbrechliche Armleuchteralge (Chara globularis), die Stern-Armleuchteralge (Nitellopsis obtusa) sowie eine Glanzleuchteralgen-Art (Nitella spec.). Armleuchteralgen sind nicht ganz Alge und nicht ganz Pflanze, in jedem Fall aber sind sie ein deutlicher Hinweis auf geringere Nährstoffkonzentrationen und saubere Gewässer. Ob sie in den nächsten Jahren größere Bestände etablieren können, bleibt abzuwarten – und zu wünschen.
Aufgrund der vielen positiven Effekte von Unterwasserpflanzen ist dies ein aus ökologischer Sicht sehr begrüßenswerter Trend. Reichen die Pflanzen bis an die Wasseroberfläche, kommt es jedoch schnell zu Konflikten mit Freizeitnutzungen wie Baden oder Bootfahren – ein Konflikt, den es mit den niedrigwüchsigen Armleuchteralgen nicht gäbe. Im aktuellen IGB Fact Sheet erklären Forschende, wie es zu Massenentwicklungen von Wasserpflanzen kommen kann – und auch, warum deren Management ein Umdenken in Öffentlichkeit, Behörden und Unterhaltungsverbänden erfordert.