(Abt. 2) Ökologie der Lebensgemeinschaften und Ökosysteme
Binnengewässer beherbergen eine außergewöhnliche biologische Vielfalt, sind Orte intensiven Stoffumsatzes und erbringen wichtige Ökosystemleistungen für die Menschheit. Süßwasserökosysteme sind jedoch vielfältigen Veränderungen und oft gleichzeitig wirkenden Stressfaktoren ausgesetzt. Die Abteilung Ökologie der Lebensgemeinschaften und Ökosysteme konzentriert sich auf die Erforschung der Ökologie von aquatischen Lebensgemeinschaften und Ökosystemen und deren Reaktion auf den globalen Wandel. Dazu werden die Prozesse und Wechselwirkungen sowie die Auswirkungen des Menschen auf Süßwasserökosysteme einschließlich deren Treiber untersucht. Ziel ist es, das Verständnis für die Struktur und Funktionsweise von Binnengewässern als Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Süßwasserökosystemen zu verbessern. Unsere Forschung konzentriert sich auf vier Themen:
- Reaktion von Lebensgemeinschaften und biologischer Vielfalt auf sich verändernde Umweltbedingungen
- Wechselwirkungen zwischen Lebensgemeinschaften, ihrer Umwelt und der Funktionsweise von Ökosystemen
- Räumlich-zeitlich explizite Muster von Biodiversität auf verschiedenen Ebenen
- Forschung für nachhaltiges Gewässermanagement
Wir entwickeln und nutzen dafür die Daten des Langzeitmonitorings von Müggelsee und Spree sowie andere Langzeitdatenbanken, verwenden räumlich explizite statistische und deterministische Modellierungsansätze und führen Labor- und Feldexperimente durch. Unsere Abteilung ist eingebunden in die Forschung zum besseren Verständnis der in der Biosphäre ablaufenden Prozesse sowie zu den vielfältigen Auswirkungen des globalen Wandels auf die Biodiversität und in die Entwicklung theoretischer Konzepte in der Ökologie.
Forschungsgruppen
Abteilungsmitglieder
Ausgewählte Publikationen
Multiple-stressor effects on leaf litter decomposition in freshwater ecosystems: A meta-analysis
Mithilfe einer Metaanalyse untersuchten die Autor*innen die Auswirkungen mehrerer Stressoren auf die Zersetzung von Laubstreu in Süßgewässern. Die Gesamtinteraktion der Stressoren war antagonistisch, und das Ausmaß und die Richtung der Interaktionen zwischen mehreren Stressoren hängt von Faktoren wie der Beteiligung von Makroinvertebraten, dem Lebensraumtyp und den verfügbaren Ressourcen ab.
Freshwater megafauna shape ecosystems and facilitate restoration
Süßwasser-Megafauna-Arten können wesentliche ökologische Prozesse wie Störungen, trophische Kaskaden und die Ausbreitung von Arten wiederbeleben, die Biodiversität fördern und Ökosystemleistungen verbessern.
A global systematic map of knowledge of inland commercial navigation effects on freshwater ecosystems
Die Binnenschifffahrt beeinflusst Flüsse durch Schifffahrt, Infrastruktur und Wasserstraßenmanagement, was direkte (z. B. Wellen) und indirekte Auswirkungen (Habitatverlust, Invasionen) verursacht. Das Management muss die Wechselwirkungen der damit verbundenen Stressoren berücksichtigen.
Fish habitat models for a future of novel riverscapes
Unter Einbeziehung des Konzepts neuartiger Flusslandschaften skizzieren die Autor*innen 3 vorrangig datengestützte Ansätze: Fischbewegungen, Flussverhalten und Treiber für Neuartigkeit, die alle in einen skalenbasierten Rahmen integriert werden, um die Entwicklung neuer Modelle zu fördern.
Unpredicted ecosystem response to compound human impacts in a European river
Die Autor*innen haben die wichtigsten Umweltfaktoren zusammengestellt und analysiert, die zur Massenentwicklung der Brackwasseralge Prymnesium parvum in der Oder im Sommer 2022 geführt haben. Die Datensynthese zeigt, wie mehrere Stressfaktoren zusammenkamen, damit sich eine Alge, die normalerweise in stehendem Salzwasser gedeiht, in einem völlig untypischen Lebensraum massenhaft vermehren konnte.