Lichtverschmutzung und Ökophysiologie

Die konzeptionelle Abbildung zeigt, wie künstliche Beleuchtung in der Nähe von Gewässern die Zahl und Gemeinschaften von Insekten und Spinnen stark beeinflusst. Wie ein Staubsauger entziehen Straßenlampen den benachbarten Ökosystemen fliegende Insekten. Profiteure sind räuberische Insekten und Spinnen, für die die vielen desorientierten Wasserinsekten ein Festmahl sind. Einige sonst nachtaktive Räuber verlängern ihre Insektenjagd bis in den Tag hinein – vermutlich um von der Vielzahl erschöpfter oder toter Insekten im Bereich der Lampen zu profitieren. | Bild: Manfrin et al. Front. Environ. Sci. 5:61, doi: 10.3389 / fenvs.2017.00061
Künstliches Licht in der Nacht ist weit verbreitet und nimmt weltweit jährlich um etwa 2-6% zu. Da es an Orten, zu Zeiten und in Intensitäten eingeführt wurde, in denen es natürlicherweise nicht vorkommt, ist künstliches Licht zu einer potenziellen Bedrohung für Biodiversität geworden. Trotz der Allgegenwart von künstlichem Licht sind seine Auswirkungen auf Ökosysteme, insbesondere Binnengewässer, noch nicht umfassend untersucht worden. Unsere Forschung konzentriert sich daher auf Auswirkungen von künstlichem Licht auf ein breites Spektrum biologischer Prozesse, von der Genexpression über Land-Wasserinteraktionen bis zu Ökosystemfunktionen. Zurzeit führen wir groß angelegte Freilandexperimente an zwei unterschiedlichen Ökosystemtypen durch: die Auswirkungen von Straßenbeleuchtung auf ein Grünland-Graben-System im Sternenpark Westhavelland (BfN/BMUB) und die Auswirkungen von simuliertem Skyglow am Seelabor im Stechlinsee (SAW ILES). Ein weiteres wichtiges Forschungsziel ist zudem, mit einer Kombination von Satelliten- und Bodenmessungen ein umfassendes Verständnis der Lichtumgebungen sowohl in der Nacht (SAW ILES) als auch am Tage (IGB-Frontiers, SAW CONNECT) zu bekommen, um eine Quantifizierung von und mit Licht (Fernerkundung) zu ermöglichen. Darüber hinaus spielt der Wissenstransfer in die Gesellschaft eine zentrale Rolle mit dem Ziel, den Blickwinkel zu ändern, mit dem Menschen die Nacht betrachten, z.B. durch eine Kombination von transdisziplinärer Kommunikation und Bürgerwisssenschaft (EU Horizon 2020 STARS4ALL, BfN/BMUB).
Gruppenmitglieder an anderen Institutionen:
- Nina-Sophie Weiß (Masterstudentin an der FU Berlin)
- Judith Kühne (Masterstudentin an der FU Berlin)
- Simon Hansul (Masterstudent an der FU Berlin)
- Olivia Weis (Masterstudentin an der FU Berlin)
- Mona Storms (Masterstudentin an der FU Berlin)
- Michele Bonazzi (Masterstudentin an der Universität Trento)
- Hannes Schäricke (Bachelorstudent an der Hochschule Zittau/Görlitz)

Versuchsfeld im Naturpark Westhavelland. | Foto: Maja Grubisic / IGB

Beleuchtete Versuchszylinder des Seelabors. | Foto: A. Jechow / IGB